Von BombenBergen und freiem Fall

Jesus, war das eine Woche. Der erste richtige Urlaub nach zwei Jahren war ursprünglich als Entspannung gedacht, mit Entspannung hatte der Urlaub dann am Ende aber eher wenig zu tun. Er war also eigentlich eher genau das Gegenteil. Anstrengend, Adrenalingeladen und einfach atemberaubend, wortwörtlich.
Wo fangen wir aber am besten an? Wir wollten in die Berge und da am Ende dieser Woche ein ganz besonderes Ereignis bei Vorarlberg anstand, wollten wir uns auf Deutschland, Österreich und die Schweiz „begrenzen“. Also einfach mal Berge und wandern in Google eingeben und schauen was bei rumkommt. So entstand eine kleine aber feine Liste von sehr interessanten Bergen, wovon am Ende noch genau fünf Stück übrig blieben. Unsere Urlaubsmission war also fix. Fünf Berge in fünf Tagen.
Fünf Bergewanderungen, von mittelschwer bis schwer. Die Hörndlwand (1684m), die Rofanspitze (2259m), die Seebergspitze am Achensee (2085m), die Wanderung zum Lünersee (1970m) und die 5-Seen-Wanderung. Fünf Bergwanderungen, die vom Gesamtbild irgendwie nicht verschiedener sein könnten. Jeder Berg war anders und hatte sein ganz eigenes Feeling, was diese fünf Tage unheimlich abwechslungsreich gemacht hat.
Zuvor sollte man jedoch wissen, dass um diesen Teil des Jahres noch relativ viel Schnee in den Bergen anzutreffen ist. Die Hauptsaison beginnt in der Regel erst ab Juli. Und ja, so war das auch. Aber first things first.
Unsere Reise begann am Ende Deutschlands und am Anfang Österreichs. Voller Motivation ging es den ersten Berg hoch und irgendwann, dem falschen Schild folge geleistet, standen wir mitten im Geröll. Wir so: „Ganz schön tougher Weg für Wanderer“, die Realität so „Ihr seid hier ganz schön falsch“. Das war echt keine ungefährliche Sache, aber wir haben das Ding auch noch frühzeitig abgebrochen und dann doch noch den richtigen Weg nach oben zum Gipfel ausfindig machen können.
Bergwanderung
Zweiter Tag: Für die einen ist es ein Märchen, für die die schon da waren Realität. Eigentlich wollten wir auf die Seebergspitze hoch, haben jedoch nicht damit gerechnet, dass es im nahem Umkreis ausgerechnet zwei Pelzach-Alm gibt. Und so sind wir an einem völligen anderen Startpunkt losgelaufen und haben uns ständig darüber gewundert, dass der Gipfel nicht ausgeschildert ist. Dann, der erste Bauer in Sicht und wir fragen, ob wir hier überhaupt richtig sind. Und er, na klar, einfach da den Weg lang. War wahrscheinlich die einfachste Variante für ihn 😀 Weiter oben, immer noch nix und so den nächsten Bauer gefragt. Mega unfreundlich aber gut auf den Punkt gebracht: „Jungs, lest doch ma, da steht Achensee, hier nix Achensee!“ Im Nachhinein eigentlich ein Top Typ. Langer Rede kurzer Sinn: So sind wir halt einfach zur Rofanspitze hoch. Und jetzt kommt der Knaller, irgendwo da oben findest du dann das Berghaus Sonnenwendjoch, ein Crossfit-Studio mitten auf dem Berg. Wie geil ist das denn? Wir waren so überwältigt, dass wir erst mal 2 Stunden mit Günther und Eva, den Inhabern, geplaudert haben. Das Ding ist einfach der Knaller. Geile Aussicht, alles was man für ein geiles Training braucht und tolle Menschen. Die einen können sich das kaum vorstellen, die die schon da waren, wissen, dass es real ist!
Berghaus Sonnenwendjoch
Dritter Tag: Da ging es dann aber tatsächlich auf die Seebergspitze hoch. Ajaj, ist das ein dickes Ding gewesen. Die Wanderung wurde als schwer eingestuft und ehrlich, das war ein absolut hartes Ding. Non-stop steil bergauf und irgendwann, ja da war einfach kein richtiger Weg mehr, nur noch schmaler Grad aus Stein. Und ja, daneben ging es auf beiden Seiten knapp 2000m in die Tiefe. Heile oben angekommen, ging es dann zum Glück einen etwas leichteren Weg wieder zurück. Gott sei Dank! Der Blick oben, war zwar atemberaubend, aber das war eine wirklich grenzwertige Erfahrung mit reichlich Adrenalinspritzern.
Seebergspitze Wanderung
Vierter Tag: Die bis dato längste und schönste Wanderung von allen. Von ganz unten nach ganz oben zum Lünersee. Hier war wirklich alles dabei, reisende Bäche, grüne Bäume, Schnee, irgendwelche hüpfenden Tiere und ein endgeiler See mitten auf dem Berg. Während die anderen ganz gemütlich in der Seilbahn hochgefahren sind, wollten wir uns die Anstrengung nicht nehmen lassen. Steinige Passagen, Überquerungen auf dem Schnee und kristallklares Trinkwasser haben uns bestätigt. Irgendwann kommst du dann oben an und bist auch noch völlig geflasht, weil dort droben ein blauer See mitten auf dem Berg lauert und außenrum nur noch höhere Berge mit Schnee. Affengeil!
Lünersee Wanderung
Fünfter Tag: BombenBerge. Die letzte Station sollte Pizol sein. Eigentlich stand die 5-Seen-Wanderung auf dem Plan, uns wurde aber bereits vorab versichert, dass wir sehr wahrscheinlich gar nicht erst dort Hingelangen werden. Dennoch haben wir uns dazu entschlossen es zu versuchen. Vom Weg her war die Wanderung wenig spannend, die Aussicht dagegen ab einer gewissen Höhe überragend und auch wieder völlig anders im Vergleich zu den anderen Bergen. Von oben kannst du auf die Städte und Dörfer schauen, die von Bergen eingekesselt (wie Beschützer) sind, Hammer! Noch weiter oben begann dann irgendwann der Schnee und wie bei den meisten anderen Bergen, waren wir auch hier die einzigen Wanderer weit und breit. Als erstes eine Überquerung eines kleinen Flusses, drüber gesprungen, erfolgreich und dann in ein Matschloch gestampft, patschnass, jawoll! Dann weiter, durch den ersten Schnee und fast in eine Bombe getappt. Ohne Witz, da lag eine kleine grüne Bombe im Schnee und wir wären fast rein. So ganz entspannt und unscheinbar lag das Ding da. Egal weiter, doch leider war der weg irgendwann mit zu viel Schnee bedeckt und der war Brockelhart, das war uns dann doch zu heikel und so haben wir uns bei knapp 2200m wieder auf den Rückweg gemacht. Apropos Bombe. Weiter unten einen Arbeiter getroffen und auf die Bombe aufmerksam gemacht. War wohl ein Blindgänger von der letzten Lawinensprängung. Kann man mal machen.
Pizol Wanderung
Ja und so sind 5 Tage zack zack um, die Zeit wie vom Winde verweht. Dennoch der „Urlaub“ noch nicht ganz zu Ende, stand noch eine wirklich wichtige Sache an, der Bungeejump. Seit 10 Jahren schiebt der Holde KeKo das Ding schon vor sich her, nicht wirklich vor Angst, sondern weil die Prioritäten immer wieder wo anders liegen. Dennoch der Drang nach dem freien Fall bleibt bestehen und wird diesmal Realität.
Wir kommen an dem Ort des Geschehens an, KeKo ist gelassen, aber trotzdem ein wenig nervös. Klar, macht man auch nicht alle Tage. Wir sparen euch aber die ganzen Details an dieser Stelle, das wäre alles zu langweilig und daher kommen wir gleich zur Sache.
Oben auf dem Podest kurz vor dem Sprung: Das Gefühl ist atemberaubend, unter mir nur Tiefe, der Wind braust durch meine Haare (da hab ich noch wenig) und ich freue mich unheimlich gleich von dieser Brücke zu jumpen. Nach 10 Jahren endlich der Sprung. Ich höre den Countdown und würde am liebsten direkt losspringen, aber Geduld mein Guter. Und dann ist es soweit, ich springe. Im freien Fall zieht es alles zusammen, ein geiles Gefühl. Und dann war´s das auch schon.
Bungeejump mit KeKo
So im Nachhinein war es irgendwie gar nichts. Nachdem du 5 Tage lang die Berge und Höhen bis zu 2500m bestiegen hast, praktisch jeden Moment in dir aufsaugen konntest, war dieser kurze Spaß eigentlich kein Vergleich. Irgendwie so, als wäre ein schnelles Auto an dir vorbeigefahren und du kannst dich nur noch grob an die Details erinnern. Es war nicht enttäuschend, aber auch nicht erfüllend und bevorzugen würde ich definitiv die viele Zeit in den Bergen, die haargenau und mit jedem klitzekleinen Detail in deiner Erinnerung bleibt.
Eine Erinnerung fürs Leben.

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